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Würzjoch (Passo delle Erbe) (1987 m)
Das Würzjoch stand bereits seit Jahren auf meiner Wunschliste ganz oben, doch aus unterschiedlichsten Gründen kam ich bisher nie in den Genuss, diesen wunderschönen Pass befahren zu können. Eigentlich ohne große verkehrstechnische Bedeutung (die Strecke verläuft in ca. 20 km Entfernung parallel zum Grödner Joch) führt die Straße vom Gadertal auf größtenteils hervorragendem Belag (was man in Italien ja immer seltener behaupten kann) und in wunderschöner Landschaft in zwei Stufen hoch zum Würzjoch in knapp 2000 Metern Höhe und dann weiter über das Kofeljoch hinunter ins Eisacktal nach Brixen.
Insgesamt führen fünf Straßen, die sich alle irgendwann vereinigen, hoch zum Pass. Zwei davon vom Osten, und die sind die schwersten. Eine davon hatte ich mir rausgesucht, und ich sollte diese Entscheidung, trotz aller Plackerei, die auf mich wartete, nicht bereuen.
Dabei sind die nackten Zahlen gar nicht einmal so furchterregend. 1050 Höhenmeter auf 15 Kilometern schrecken nicht wirklich ab. Nur ist der Anstieg aus Piccolino zweigeteilt und man verliert auf einer 3 km langen Zwischenabfahrt fast 200 Höhenmeter. Das heißt, es geht die restlichen 12 Kilometer richtig knackig rauf, oft mit über 10 % Steigung. Schwitzen ist hier garantiert, auch bei sehr radfahrerfreundlichem Wetter, wie es mir beschert war (22 Grad, wolkig).
Ich startete in Pederoa, um mich ein paar Kilometer auf der vielbefahrenen Staatssstraße durchs Gadertal einrollen zu können. Das war aber zu wenig, denn gleich nach dem Abzweig nach St. Martin in Thurn ging es bergauf. War der erste Kilometer noch gemäßigt, zog die Straße nach der Ortschaft einen Wiesenhang hinauf gnadenlos auf 15% an, und das einen ganzen Kilometer lang und fast geradeaus. Da kommst du gleich ins Fluchen. Hat man die kleine Burg, die über dem Städtchen thront, passiert, wird es erträglicher, und über mehrere Serpentinen führt die Straße in den Wald hinein. Die hier fast konstanten 8 Prozent Steigung kommen einen auf einmal so leicht vor....
St. Martin - scheinbar schon weit unten
Nach knapp 6 Kilometern war der erste Teil des Anstiegs bewältigt und eine Zwischenabfahrt gönnte mir ein Durchschnaufen, raubte aber wieder gut 200 der mühsam erstrampelten Höhenmeter.
Am tiefsten Punkt sagte mir ein Schild, dass ich noch 5,5 km bis zur Passhöhe zu bewältigen hätte. Verlief es anfangs noch sehr gemütlich über einige Kehren eine Almenwiese hinauf, kam es dann im Ort Untermoi (wo die zweite Ostauffahrt aus Zwischenwasser einmündet) mit voller Breitseite: Vor allem am Ortsausgang zeigte der Steigungsmesser kurzzeitig 16 % an, ein richtiges Brett. Auch danach bleibt es weiterhin steil, der Schweiß läuft trotz der relativ niedrigen Temperaturen in Strömen.
Steil gehts weiter
Blick zurück auf die Zwischenabfahrt
Kehre 4 km vor der Passhöhe
Schöner Ausblick (links der Kronplatz)
Bis zur Passhöhe ließ die Steigung nicht nach. Unvermittelt tauchte denn auch der obligatorische Parkplatz mit den fahrbaren Blechuntersätzen auf. Ein nettes Lokal lud hingegen zum Verweilen ein, doch aufziehende dunkle Wolken ließen mich recht schnell wieder nach unten fahren. Toll war jedenfalls das Panorama mit dem Peitlerkofel als bestimmenden Berg.
Passfoto
Peitlerkofel (davor die unvermeidliche Blechmasse)
Schöner Überblick über den Anstieg
Das Würzjoch ist auf jeden Fall ein toller Pass; ohne genügend Training ist es aber nicht unbedingt zu empfehlen. 7 der 15 Kilometer sind sehr steil. Aufgrund der landschaftlichen Schönheit und des bemerkenswert guten Straßenbelags aber ein Muss für jeden ambitionierten Radler.
Glück hatte ich jedenfalls mit dem Wetter: Kurz nach meiner Rückkehr nach Pederoa ging dort ein heftiges Gewitter nieder.
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