Den Passo Bordala habe ich bereits 2016 beschrieben, als ich ihn in seiner schwersten Variante - über den Passo St. Barbara - befahren hatte. Es gibt aber eine Auffahrt vom Nordosten, aus dem Etschtal heraus, die hinter der genannten nicht zurückstehen braucht. 16 Kilometer lang, mit 1100 Höhenmetern garniert, können einen durchaus auch an den Anschlag bringen, vor allem wenn fast subtropische Wetterverhältnisse herrschen.
Erstmal von vorne: Die ungefähr 30 Kilometer lange Anfahrt aus Riva über Torbole, Nago, Mori und Rovereto brachte die Beine in Schwung, ließ allerdings wegen der hohen Temperaturen auch erste Schweißtropfen fließen (vor allem gilt das für das Steilstück hoch nach Nago). In Mori fand ich relativ problemlos den Etschtal-Radweg.
An dieser Stelle fein eingebettet: Die Etsch
Radwegbrücke in Rovereto
Diesen Radweg fand ich so toll, dass ich in Rovereto am geplanten Abzweig vorbeirauschte und mir damit zehn Zusatz-Kilometer einhandelte. Aber es war ja noch alles flach und daher "tutto bene".
Der Anstieg zum Passo Bordala beginnt in der weit auseinandergezogenen Gemeinde Villa Lagarina. Der Pass ist zunächst nicht ausgeschildert, man muss dem Wegweiser zum Lago del Cei folgen - dann ist man richtig.
Das merkt man dann auch schnell an den Steigungswerten, die ratzfatz an den 10 Prozent kratzen und - ich nehme das gleich vorweg - sich während des ganzen 15 Kilometer langen Anstiegs nur unwesentlich von diesem Wert lösen. Plusminus versteht sich.
Mittlerweile schien die Mittagssonne freundlich vom Himmel, mir lief schon auf den ersten beiden Kilometern (die durch Weinberge führten) der Schweiß übers Gesicht, und ich fragte mich, ob es bei diesem Wetter nicht sinnvoller gewesen wäre, sich an den Pool der Unterkunft zu schmeißen als sich einen dermaßen namenlosen Pass hochzuquälen.
Tatsächlich erschien an einer Straßengabelung erstmals ein Hinweis auf den Bordala, psychologisch vorteilhaft, ohne Kilometerangabe. Aber der gut vorbereitete Recke wusste: Jetzt geht es noch gut 13 Kilometer genauso steil hoch wie bisher. Ja, ich hatte von dem gesamten Anstieg gerade mal 2 Kilometer hinter mir...
Rechts gehts lang
Zumindest sorgten nun ein paar Kehren für Abwechslung. Leider nicht in Bezug auf die Tatsache, dass ich immer in voller Sonne fuhr. Erfreulicherweise zeigte ein sich immer wieder bietender Blick nach unten, dass ich schon einiges an Höhe gewonnen hatte.
Blick ins Etschtal
Serpentinen im Anstieg
Kurz hinter der Ortschaft Castellano weist der Weg an einer Abzweigung nach links. Jetzt ging es in die finalen 6 Kilometer. Die bislang vorzüglich ausgebaute Straße wurde schmaler, und auch der vorher zwar steile, aber ziemlich gleichmäßige Straßenverlauf änderte sich. Es gab Flachstücke, aber auch kurze, gemeine Rampen, die dann schon schwer in die Beine gingen. Ich fuhr durch eine Wiesenlandschaft mit vereinzelten Waldstücken und Gehöften.
Kurz vor der Passhöhe
Die Passhöhe tauchte dann ziemlich unvermittelt auf. Los war hier so gut wie gar nichts, was straßenverkehrsmäßig auch auf den kompletten Anstieg zutrifft. Fast keine Motorräder...ein Traum!
Passhöhe des Bordala
Dann gings wieder runter, nach Loppio, eine der schönsten Abfahrten, die ich kenne (und daher auch schon mehrfach gewürdigt habe). Nicht fehlen durfte natürlich der Apfelstrudel in Ronzo Chienis.
Um einen Gedanken von weiter oben nochmal aufzugreifen: Für ein paar Stunden am Pool langte es auch nach dieser anspruchsvollen Runde immer noch!
Update 2021: Bin diese Runde erneut gefahren, diesmal mit einem Abstecher zum Lago di Cei. Eine wohltuende Verrschnaufpause während dieses anspruchsvollen Anstiegs.